Aktuell finden in den Kölner Schulen im Rahmen der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss, Übergang Schule – Beruf NRW“ die Potentialanalysen statt. Ziel ist es, den Achtklässlern Rückmeldung über ihre Kompetenzen zu geben. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler ganztägig beobachtet. Es werden Berufsinteressen- und Konzentrationstests durchgeführt. Die Schüler sollen sich selbst vorstellen, ihre Persönlichkeit einschätzen, Teamaufgaben lösen und in der Gruppe diskutieren. Danach findet ein 20-minütiges Ergebnisgespräch statt.
Was hier abgefragt wird, sind offenbar Fähigkeiten, die gut trainierbar sind und daher wenig über vermeintliche Stärken oder Schwächen im kommenden Berufsleben aussagen. Sich freiwillig einer durch das Schulamt eingeforderten derartigen Bewertung zu stellen ist eine sehr persönliche Sache. Problematisch wird es dadurch, dass von den Eltern ein zeitweiser Verzicht auf die übliche Datenschutzvereinbarung eingefordert wird. Mit dem schlechten Gewissen der Eltern und der Autorität der Lehrer spielt folgender durch die Eltern zu unterzeichnende Satz: „Ich bin mir / wir sind uns dessen bewusst, das [sic] ohne die Einwilligung die individuelle Förderung im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung nur eingeschränkt möglich ist und ich verzichte in soweit ausdrücklich auf diesen Teilaspekt der individuellen Förderung meines Kindes“
Reinhold Goss, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, erklärt: „Es gibt gute Gründe für Schülerinnen und Schüler und auch deren Eltern, das Angebot der Potenzialanalyse zu diesem Zeitpunkt zu wünschen, oder es auch abzulehnen. Diese Freiheit sollte von jedem akzeptiert werden, der Sozial- und Medienkompetenz für Schüler nicht nur vermitteln will, sondern sie dann auch ernst nimmt.“
Lisa Gerlach, Piratin im Schulausschuss, ergänzt: „Die Eltern waren auch verunsichert, weil es unterschiedliche Angaben zum Speicherzeitraum gibt. Gerade im Bereich dieses sensiblen Profilings von Kindern muss absolut zuverlässig mit den erhobenen Daten umgegangen werden. Es darf eigentlich nicht sein, dass erst die massiven Beschwerden – u. a. beim Datenschutzbeauftragten – und unser Antrag dazu geführt haben, dass nun nachgebessert und aufgeklärt wird. Andere Landkreise arbeiten im Thema „Potenzialanalyse“ übrigens deutlich transparenter. Dort gelingt es auch, die Anforderungen zum Datenschutz neutral und frei von Druck zu formulieren.“
Mit dem gemeinsamen Antrag von Piraten und FDP wird die Stadtverwaltung nun beauftragt, dafür zu sorgen, dass die Einverständniserklärung überarbeitet und der fragliche Passus gestrichen wird. Außerdem ist auf Freiwilligkeit, Datenschutz und tatsächliche Inhalte der Prüfung hinzuweisen. Dies ist auch innerhalb des Ausschusses zu erläutern.
Antrag: https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=51628&voselect=13779
Ergänzungsantrag: https://ratsinformation.stadt-koeln.de/vo0050.asp?__kvonr=51879&voselect=13779
Nachdem wir die Teilnahme an dieser Potentialanalyse abgelehnt hatten, wurden wir zum Schulleiter zitiert und mussten uns rechtfertigen.
Die 99% Ja-Sager mussten nichts rechtfertigen, obwohl auf Rückfrage niemandem so recht klar war, was unterschrieben wurde.